Dieser Block dient dazu, Gedanken zu sammeln und zu bündeln, um Wege in eine soziale, gerechte Zukunft zu finden, welche die Errungenschaften des Wohlfahrtsstaates auch in Zeiten des globalen Wettbewerbes bewahren können.

Samstag, 29. Oktober 2011

"That used to be us". Das neue Buch von Thomas Friedman


Das aktuelle Buch von Thomas Friedman und Michael Mandelbaum „That used to be us“ betrachtet die aktuelle wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Situation der USA.
Die beiden Autoren kommen zu dem Ergebnis, das die Amerikaner, vor allem die der "Babyboomer - Generation", auf Kosten der nachfolgenden Generationen leben. Gleichzeitig können sie sich ihren Lebensstandart nur leisten aufgrund der Errungenschaften der vorherigen Generation. Die wirtschaftliche, gesellschaftliche und wissenschaftliche Modernität und Einzigartigkeit der USA ist den Autoren zufolge verloren gegangen und muss neu entwickelt werden.
Als ein Hauptproblem wird das politische System der USA genannt, welches durch radikale Positionen der Demokraten und Republikaner blockiert ist. Extreme Kräfte treiben die Agenden der Parteien in immer unvereinbarere Positionen, die große Mehrheit der politischen Mitte wird nicht mehr angemessen repräsentiert.
Wohlegemerkt kritisieren sie nicht nur die offensichtlich durch die „Tea – Party“ Bewegung und durch "Steuersenkungspartisanen" radikalisierten Republikaner, sondern auch die Demokraten. In wirtschaftlich schweren Zeiten versuchen diese es den Gewerkschaften und Rentnern in vielen, vor allem wirtschaftlichen Punkten, recht zu machen. Dabei blenden sie deren gesamtgesellschaftliche Verantwortung, etwa durch höhere Steuern, aus.
Als Lösung befürworten die beiden eine „Schocktherapie“ für das politische System. Und zwar die Kandidatur eines Präsidentschaftskandidaten der „radikalen Mitte“. Dieser Kandidat hätte zwar kaum Aussichten zu gewinnen. Sein Stimmenpotential wäre aber so groß, dass er die anderen Parteien zwingen würde, auch viele Positionen der „Mitte“ zu übernehmen.
In Deutschland hat dies mit der Einführung der Linkspartei und aktuell der Piratenpartei schon eindrucksvoll funktioniert.

Eine weitere große Baustelle sehen die Verfasser in dem maroden Bildungssystem der USA, ebenso im reformbedürftigen Einwanderungssystem.
Mit „Average is over“ finden die Autoren eine griffige Headline um die Anforderungen an moderne Arbeitnehmer zu beschreiben. Die Zeiten der klassischen Angestelltenbiographie sind vorbei. Stattdessen wird von jedem lebenslanges Lernen und besondere Hingabe für den Beruf erwartet werden. Ein Jeder müsse sich einzigartig machen, etwas besonderes in seine Arbeit einbringen.

Fazit
Die über weite Teile schonungslose Abrechnung der Autoren enthält viele richtige Ansätze, untermauert mit Anekdoten und Zitaten. Ich stimme den Autoren beispielsweise bei der Analyse des Bildungssystems, auch übertragen auf deutsche Verhältnisse, ausdrücklich zu.
Eine wirklich überzeugende Lösung des Gesamtproblems finden meiner Meinung aber auch sie nicht.
Die Idee eines 3. Kandidaten kann kurzfristig Besserung bringen. Eine notwendige und nachhaltige Reform des gesamten Systems ( und das politische System der USA ist meiner Meinung nach Tod ) ist dies jedoch nicht.
Und auch die Lösung für die Arbeitnehmer der USA, immer mehr mit immer neuen Ideen mit großer Aufopferung für die Firma zu arbeiten, kann nicht die Lösung und das Ziel dieser Gesellschaft sein. Bei einer derartigen Leistungsspirale würden zwangsläufig zu viele Menschen auf der Strecke bleiben, am unteren aber auch am oberen Ende des Leistungsspektrums. Sei es durch Überforderung, Burn Out, Verarmung oder Vereinsamung.
Es muss andere Wege geben, positive Errungenschaften des Sozialstaats auch in der globalen, vernetzten Konkurrenzgesellschaft zu bewahren. Zumindest ist das meine Hoffnung...

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